Ich habe euch doch letztes Jahr von meinem Besuch in der Augenklinik Artemis erzählt und erläutert, wieso ich meine Augen nicht lasern lassen kann. Die mir damals angebotene Alternative eines ICL-Eingriffes habe ich nicht in Anspruch genommen, weil mir gesagt wurde, dass ich dafür noch zu jung sei und ich mit etwa 30 erneut anfragen solle. Meine Schwester hat sich für den Eingriff entschieden und den Erfahrungsbericht ICL geschrieben.  Ich denke für die unter euch, die auch eine starke Sehschwäche haben oder jemanden kennen, könnte dies auch sehr informativ sein. Was, wie wo passiert, wieviel eine solche Augenoperation kostet, wie sie sich anfühlt – und natürlich das Wichtigste: Das Ergebnis!

Erfahrungsbericht ICL in der Artemis Klinik in Frankfurt

Ohne Sehhilfe einfach scharf sehen… Für viele ist das wahrscheinlich selbstverständlich, aber für viele andere ist das ein großer Wunsch für mehr Lebensqualität.

Ich bin seit 30 Jahren extrem kurzsichtig (-7 und -11 Dioptrien) und habe zudem eine Hornhautverkrümmung. Ich trage seit 20 Jahren hartflexible Kontaktlinsen und die Brille nur abends zuhause, weil sie aufgrund der hohen Stärke doch sehr dicke, schwere Gläser hat. Die Kontaktlinsenträger kennen das: trockene, brennende Augen, Staub unter der Linse etc.
Im Herbst 2015 habe ich mich nach langer Überlegung dazu entschlossen, mich bzgl. eines Eingriffes informieren zu lassen und habe einen kostenfreien Beratungstermin in der Artemisklinik in Frankfurt vereinbart. Es wurden einige Untersuchungen gemacht mit dem Ergebnis, daß meine Hornhaut ist zu dünn, um die hohe Stärke per Augenlaser zu korrigieren. Daher der alternative Vorschlag: eine Linsen-OP, wodurch eine Linse ins Auge implantiert wird und dauerhaft dort bleibt („ICL“). Unter Tropfen-Betäubung wird die faltbare Linse durch einen ca. 2mm langen Schnitt ins Auge geschoben, entfaltet sich dort und wird dann zwischen der Iris und der körpereigenen Linse platziert.

Der Ablauf

Prä-OP:
  • -kostenfreier Beratungstermin, an dem festgestellt wird, welcher Eingriff möglich ist mit Besprechung der Kosten.
  • Voruntersuchungstermin, bei dem die genaue Stärke für die ICL gemessen wird. Zur Vorbereitung zu diesem Termin müssen die Augen mind. 3 Wochen linsenfrei bleiben ! Der Termin ist bereits kostenpflichtig, ist jedoch im gesamten Kostenplan inbegriffen. Falls sich nach der Voruntersuchung herausstellt, daß der Eingriff medizinisch nicht möglich ist oder man den Eingriff doch nicht mehr machen lassen möchte, werden die Kosten für die Voruntersuchung in Rechnung gestellt. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht – man trägt alles selbst, kann sie jedoch bei der Steuererklärung als außergewöhnliche Belastung ansetzen.
OP:
  • Der Eingriff erfolgt an verschiedenen Tagen, bei mir mittwochs und dann freitags, so daß ich 3 Tage arbeitsunfähig war durch meinen Hausarzt. Die Artemisklinik selbst stellt keine Bescheinigungen aus.
  • Man bekommt eine halbe Beruhigungstablette, die Pupillen werden mittels Tropfen erweitert und die Hornhaut wird ebenfalls mit Tropfen betäubt. Bei der OP ist man bei vollem Bewußtsein, sieht aber nur Schatten und Licht, da kein Scharfstellen durch die Pupillenerweiterung und sowieso vorhandene Kurzsichtigkeit möglich ist.
  • Das Auge wird mit einem OP-Tuch abgeklebt und direkt am Auge aufgeschnitten. Danach wird das Auge aufgespannt und fixiert. Man kann nicht mehr blinzeln, so daß das OP-Licht einem gefühlt direkt ins Hirn blendet, was unglaublich unangenehm ist.
  • Mit einem Stift werden 2 Punkte für die Schnitte im Auge markiert (auf der Pupille – sie sind nach der OP nicht mehr zu sehen). Danach folgen die 2 Schnitte. Das Werkzeug konnte ich nicht sehen, was mir auch sehr recht war!
  • Zwischendurch wird die vordere Augenkammer gepült, die zusammengerollte Linse wird eingeschoben und entfaltet sich komplett. Dann wird sie an den 4 Ecken unter die Iris geschoben.
  • Der Eingriff dauert ca. 15 Minuten, fühlt sich jedoch ewig an. Es entstehen erstaunlicherweise keine Schmerzen, er ist nur sehr unangenehm durch die Blendung durch das OP-Licht und man verspürt großen Druck auf/in dem Auge. Zusätzlich hatte ich Angst durch mein Kopfkino. Durch den hohen Adrenalinstoß wirkte die Beruhigungstablette nicht bei mir, so daß ich sehr angespannt war. Erlöst wurde ich, als endlich das OP-Licht weggedreht und man mir das Auge mit einer Augenklappe abgedeckt wurde. Dann ging erstmal ein Heulkrampf los und ich habe wie Espenlaub gezittert. In Begleitung darf man dann gleich heim. Der zweite Eingriff 2 Tage danach war leider nicht besser, da ich wußte, was auf mich zukommt.
Post-OP:
  • 2 Stunden nach der OP muss man in der Klinik den Augendruck kontrollieren lassen. Hier hatte ich schon 60% Sehkraft. Bei der nächsten Kontrolle nach einem Tag lag die Sehkraft bei 100%. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, wenn der Arzt die Augenklappe samt Verband entfernt und man sieht einfach scharf !

Zu beachten nach der Operation

Do’s:
  • 2 Wochen lang nach der OP nachts mit Augenklappe schlafen, damit man sich nicht aus Versehen, die Augen reibt etc.
  • 4 Wochen lang mehrmals täglich Antibiotika-Augentropfen, damit sich die Schnitte nicht entzünden und gut heilen können (sie müssen nicht genäht werden, da sie minimal sind).
  • in den ersten Tagen ist man extrem lichtempfindlich, daher immer Sonnenbrille parat haben. Ich hätte mir die Brille von Willy Wonka gewünscht.
  • Kontrolltermine in der Klinik nach 1 Woche, 1 Monat und 3 Monaten
Don’t‘s:
  • für 2 Wochen nach der OP verboten: Sport, Sauna, Schwimmbad, Augenmakeup, Flugreisen
  • keine Zwiebeln schneiden (worst idea ever !)
  • nicht an den Augenreiben; beim Duschen kein Wasser in die Augen laufen lassen
  • Eingriff eher nicht zur Heuschnupfensaison vornehmen lassen wg. ggf. Augenjuckreiz.

Pro & Contra eines ICL-Eingriffes

Contra:
  • Es gibt wie bei jeder OP Risiken, auf die der Arzt einen hinweisen muss, wie z.B. Infektionen, Narben, Erblindung, Augendruckanstieg, Hornhautschwellung, Linsentrübung. Diese Risiken sind so unwahrscheinlich wie die Nebenwirkungen bei Arzneimittel. Wahrscheinlicher sind Risiken wie Restfehlsichtigkeit (die mittels Laser nachkorrigiert werden kann), Trockenheit, Blendung. Dass man Mitte 40 trotzdem eine Lesebrille benötigt, ist nicht ausgeschlossen.
  • hohe Kosten von 5.800€ , die man komplett selbst tragen muss
  • unangenehmer Eingriff, der aber ertragbar ist und auch schnell rum ist
  • nachts können Lichtquellen „anders“ blenden. Man sieht kreisrunde Lichthöfe. Daran gewöhnt man sich jedoch.
Pro:
  • eindeutige Steigerung der Lebensqualität durch einfaches, scharfes Sehen. Sehbeeinträchtigte Leidensgenossen wissen, wieviel das wert ist.
  • Ich habe jetzt sogar eine eingebaute Sonnenbrille, da die Linsen einen UV-Filter haben.
  • Ich muss nicht mehr mit Brille und Kontaktlinsen hantieren.
  • Die Kosten für Pflegemittel oder Linsenneuanschaffungen fallen weg.
  • Ich kann einfach einschlafen beim Fernsehen, ohne zu vergessen, Kontaktlinsen rauszunehmen, die sonst im Auge antrocknen.
  • Ich kann morgens beim Aufwachen scharf sehen und auch beim Duschen.

Im Nachhinein hätte ich den Eingriff am liebsten schon 10 Jahre vorher machen lassen, statt mich mit den Kontaktlinsen rumzuärgern. Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen, das Ergebnis ist unglaublich faszinierend und ich bin begeistert. Es hat nur etwas Mut und ein wenig Kleingeld gebraucht