Ich möchte mich nicht von jedem fotografieren lassen.
Auf die Gefahr hin eingebildet zu klingen, stelle ich nun eine Aussage in den Raum, die ich mal beschreiben wollte. Ich möchte mich nicht von jedem Fotografen dieser Welt fotografieren lassen. Schönheit liegt im Auge des Betrachters – so ist es so, dass mich einige Fotografen nicht ablichten wollen, weil ich äußerlich eben nicht zu Ihnen passe – vielleicht weil zu langweilig oder sonstwas – ist ja auch egal. Andersrum gibt es Leute, die meine Bilder gut finden und auch gerne mit mir Fotos machen wollen. Und anders rum ist das eben genauso – es gibt Fotografen deren Bildstil ich klasse finde und wo ich einiges bereit bin zu geben, um mit denen zusammen arbeiten zu dürfen und es gibt Leute, von denen möchte ich mich einfach nicht fotografieren lassen.
Ich möchte mich nicht von jedem fotografieren lassen.
Das kann folgende Gründe haben:
- Mir gefallen die Bilder der Person nicht.
- Mir ist diese Person unsympathisch.
- Ich habe mehr Aufwand, als Mehrwert von diesen Bildern. – Passend hierzu ein Post über Mehrwert.
Mir gefallen die Bilder der Person nicht
Ich fotografiere selbst und ich habe als Betrachter ein gewisses Maß an Anspruch, den ich an ein Foto stelle. Das gilt vor allem dann, wenn ich selbst auf einem Foto bin. Zum Beispiel mag ich es überhaupt nicht, wenn ein Fotograf nur auf Licht und Technik achtet, aber nicht auf die Sachen, die mir als Frau wichtig sind. Z.B. dass kein BH-Träger raushängt, Haare ins Gesicht hängen, der Fettglanz an einem heißen Tag die Überhand gewinnt oder eben mal wieder die Wampe nicht eingezogen ist. Außerdem kann es ja auch sein, dass die Person ganz super fotografieren kann, aber ich den Bildstil einfach gar nicht mag – das ist ja alles individuell, muss jeder selbst wissen, was und wie er fotografiert werden möchte.
Ich persönlich mag z.B. künstliches Blitzlicht weniger als natürliches Licht. Es gibt Fotografen, die haben Lichtgestaltung drauf und bei denen sieht das super aus, wenn sie mit Blitz fotografieren – es gibt aber eben auch Fotografen, die einfach einen Blitz dahinstellen und dann denken, dass sieht jetzt prima aus, wenn meine Stirn glänzt wie der Stern von Babylon. Will ich nicht, mag ich nicht. Aber erklär das mal jemandem, dann biste eben wieder die Zicke. Oder es gibt Leute, die gerne viel Hautretusche machen, aber du dann aussiehst, als ob du dir drölfzig Filter über’s Gesicht geklatscht hast – hatte ich auch schon, mag ich nicht – vor allem, wenn man recht gute Haut hat, verstehe ich eine übertriebene Retusche (nur des Prinzips wegen) einfach nicht.
Wenn ich sowas in jemandes Portfolio sehe, dann sage ich freundlich ab. Alle sagen, das sei nichts „Persönliches“, weil sie nicht verstehen können, wieso eine Person dann beleidigt ist, aber lasst euch gesagt sein: Es ist persönlich. Der Geschmack einer Person ist etwas ganz Individuelles und Persönliches – daran kann man und soll man auch gar nicht rütteln. Trotzdem sollte man eine solche Absage nicht negativ aufnehmen, denn wenn man als Fleischesser einen Vegetarier in ein Steakrestaurant einläd, dann macht das ja genau so wenig Sinn?
Mir ist diese Person unsympathisch
Ich finde, dass man Vertrauen zu jemandem haben muss, wenn man diese Person Fotos von sich machen lässt. Gerade dann, wenn es darum geht, wie man mit den entstandenen Fotografien umgeht. Gerade, wenn es um Veröffentlichungen im Internet geht, bedarf es (neben abgeschlossenen Verträgen) einer Menge Vertrauen gegenüber einer Person. Viele schwarze Schafe denken, dass sie sich alles erlauben können. Denn sie haben ja die Kamera, sie haben die teure Ausrüstung, sie müssen nachbe“arbeiten“ und überhaupt dieser ganze Aufwand. Wenn sie dich fotografieren, dann musst du ja nur existent sein und halbwegs gut aussehen, deswegen hast du auch weniger Rechte.
Viele schwarze Schafe stellen dann ihre Auswahl – selektiert – zur Verfügung, sie löschen die Bilder, die sie selbst schlecht finden, aber lassen dir nicht die Möglichkeit selbst zu filtern, obwohl du auf den Bildern drauf bist. Es liegt eben nicht nur im Ermessen des Fotografen – vor allem dann nicht, wenn kein Geld fließt. Ein einziges Mal war ich mit einer Freundin unterwegs bei einem selbsternannten Fotografen – er hat Fotos von ihr online gestellt, noch bevor sie sie gesehen hat. Darunter ein Bild auf dem sich die Strumpfhose am Oberschenkel gerollt hat und eine furchtbar hässliche Fleischwurst am Bein geformt hat, der BH-Träger in der Gegend rumhing, sie ihre Nasenlöcher gerade aufgebläht hatte und die Augen nur halboffen waren – sah so aus, als ob sie niesen müsste.
Ich hatte damals den Fotografen gebeten, ob ich denn mal über die Bilder schauen könnte – wenn ich mich denn bei einigen unwohl fühlte, wenn die veröffentlicht werden. Er meinte, er würde das nicht so sehen, dass ich vor Veröffentlichung drüberschauen darf. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass er gleich mal alle Bilder, auf denen ich drauf bin löschen kann – wenn ich nicht drüberschauen darf, soll aus Prinzip gar nichts veröffentlicht werden. Mir ist es ganz wichtig, dass ich mit einer Person reden kann, wenn ich mich in einer Sache unwohl oder unsicher fühle – mir ist es wichtig, dass sie mir entgegenkommt, genauso, wie ich ihr entgegenkommen würde.
Ist dies nicht gegeben, dann sind wir nicht auf einer Wellenlänge und dann habe ich auch gar keine Lust darauf, wenn ich merke, dass man mir gegenüber keine Wertschätzung aufbringt. Und wisst ihr was? Gerade, wenn man sich als Frau mit jemandem zum Fotografieren trifft und das Männer sind, die nicht gerade vertrauenserweckend sind, sollte man sich vielleicht Gedanken darüber machen, ob man nicht doch besser aussortieren sollte – auch wenn man nicht voreilig urteilen sollte, muss man mit Vorsicht genießen.
Ich habe mehr Aufwand, als Mehrwert von diesen Bildern
Es ist ein unheimlich interessantes Phänomen, dass sobald sich eine bestimmte Type von Mensch eine Kamera krallt und sich selbst Fotograf nennt ein endlos großes Ego entwickelt, ohne Reflexion, verzerrter Selbsteinschätzung und vermeintlich endloser Selbstgerechtigkeit. Die denken dann, dass es eine Ehre für dich sein sollte, dass die dich „entdeckt“ haben und dich gefragt haben, ob du dich von denen fotografieren lassen willst. Die schicken dir dann eine blöde Nachricht á la „Wollen wir Bilder zusammen machen?“ ohne sich auch nur im Geringsten vorher Gedanken gemacht zu haben. Die erwarten von dir dann zig KM irgendwo hinzufahren, um irgendwelche Schwarz-Weiß-Portraits bei sich im Wohnzimmer zu machen (möglichst wenig Aufwand für die, aber der ganze Aufwand bei dir).
Passend hierzu ein Post über Mehrwert. Super auch, wenn du mit jemandem noch nie vorher gesprochen hast, du auf deiner Seite kein einziges Akt-Bild hast und die Person die dann Moodboards von lauter Nackedeis schickt. Sorrynotsorry, aber wenn ich mal Aktbilder machen sollte, dann mit jemandem, dem ich vertraue, den ich schon länger kenne oder einer Person, die ein grandioses Aktportfolio hat und nicht mit irgendjemand Fremden. Der Punkt hier ist ganz individuell abhängig von der jeweiligen Person – denn wenn jemand nun 400KM von mir entfernt wohnt, aber eben eine ganz tolle Location, Vorbereitung oder Sonstiges bietet – ja natürlich bin ich dann dazu bereit 400KM auf mich zu nehmen.
Soa – ich vermute mal, dass ich eine ganze Reihe von Sympathiepunkten verloren habe, weil das manche Leute gerne mal als Arroganz verstehen – ich verstehe das allerdings als Selbstschutz und das ist etwas auf das jede Person achten sollte, wenn sie sich nicht mit Bullshit rumschlagen will!!!
Bilder by: Jonas René Lunkenheimer
2 comments