Ich gehöre zu den seltsam verschrobenen Menschen, denen es – je positiver sie jemandem etwas nahebringen wollen – desto schwerer fällt es auszudrücken. Ergh… viel zu positiv. Vielleicht besonders dann, wenn es sich dabei um Dinge handelt, die einen selbst irgendwie bewegen. Trotzdem möchte ich diesen Blogpost Andrea widmen.

Selbstwahrnehmung

Ich persönlich habe nie zu der Sorte Frau gehört, die nicht auch einfach mal ungeschminkt rausgehen kann. Ich habe auch kein Problem damit, wenn mich meine Freunde oder die Familie ungeschminkt sehen. Bei Fremden ist mir das sowieso egal. Und trotzdem schminke ich mich täglich – sieht halt irgendwie doch schon besser aus. Mit einem Lidstrich fühle ich mich wohler. War schon immer so. Wenn es dann irgendwann darum ging sich fotografieren zu lassen, dann wird aber das volle Programm abgezogen. Foundation, Augenbrauen, Wimpern, Konturieren und vor allem ein dicker Lidstrich. Wer sich auf meinem Blog ein wenig zurückklickt wird sehen, dass ich auf jedem einzelnen Foto geschminkt bin (außer die Bilder von Andrea). Ohne Lidstrich ging gar nicht. Ich fühlte mich vor der Kamera ziemlich unsicher – meistens. Irgendwie komisch. Und im Februar diesen Jahres kam dann Andrea an und meint – Ja hey, komm doch mal vorbei- Ja, aber bitte ungeschminkt. Kein Schnickschnack, ganz natürlich. An ihrem Portfolio kann man sehen, dass sie schon sehr viele Frauen toll inszeniert hat und ganz ehrlich – wieso nicht mal aus der eigenen Comfort-Zone austreten?

Mein Freund hat bestimmt schon zig mal erwähnt, dass es ihm lieber ist, wenn ich mich gar nicht oder wenig schminke. Für ihn ist das bisschen Lidstrich, Mascara, Rouge schon viel zu viel. „Ja, aber die anderen machen viel mehr drauf!“ Aber wie kommt es, dass man manchmal einfach nicht auf die hört, die einem am Nächsten sind? Es ist – als ob in meinem Kopf ein Schalter umgelegt worden ist, dessen Auswirkung langsam nachwirkt. Ich finde es bezeichnend, wie so eine Kleinigkeit – so ein kleines Klicken im eigenen Kopf – so viel über die Selbstwahrnehmung ändern kann. Wie es über das Wohl- oder Unwohlsein einer Person entscheiden kann.  Long story short, den Lidstrich habe ich irgendwann ganz weggelassen (zumindest für den Alltag), weil ich einen von Alverde gekauft hatte, den ich total _________ fand und bis dato zu faul war einen neuen zu kaufen.

Selbstwahrnehmung.

Was ist das für ein Bild, was du von dir selbst sehen kannst? Ich finde – als jemand der fotografiert – sollte man sich selbst fotografieren. Kontinuierlich. Manch einer deutet dies als ausgeprägten Narzissmus. Ich finde, dass man, wenn man lernt sich selbst in einem guten Licht darzustellen, auch andere besser inszenieren kann. Man fängt bei sich selbst an und überträgt es dann auf andere. Als Übung, für Fortschritt. Für mich hat das bedeutet, dass ich mit Anstoß von Andrea momentan mehr Richtung Natürlichkeit tendiere und versuche ohne großen Schnickschnack, nur mit Licht und Schatten Bildmöglichkeiten zu erforschen. Runtergebrochen auf simpel. Zurück zu den Wurzeln – innere Ruhe, keine große Hektik. Sich auf den Alltag auswirkend – ich fühle mich viel wohler – auch ohne Lidstrich. Auch ohne. Super mega low budget Portraits. Bei den Bildern hier befinde ich mich daheim – indirektes Licht vom Fenster auf’s Gesicht gelenkt. Der Hintergrund ist eigentlich nur ein aufgeklappter Pappkarton. Kein Bedarf für mehr. Alles simpel, alles gut.

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